Biografie
Wilhelm Mundt wurde 1959 in Grevenbroich geboren. Er lebt und arbeitet in Rommerskirchen und Köln. 1979 begann er sein Studium an der Kunstakademie Düsseldorf bei Tony Cragg, Klaus Rinke und Irmin Kamp und erhielt im Abschlussjahr 1986 ein Stipendium des Kunstfonds e.V. Bonn. 1998 bis 1991 kehrte er als Dozent an die Düsseldorfer Akademie zurück. 2007 verlieh ihm die Royal Academy of Arts in London den Jack Goldhill Award for Sculpture.
Seit 2009 hält Wilhelm Mundt eine Professur für Bildhauerei an der Hochschule für Bildende Künste Dresden.
Mit seiner Werkgruppe Trashstones nimmt Wilhelm Mundt eine solitäre und charakteristische Position innerhalb der zeitgenössischen Bildhauerei ein.
Frühwerk
Die Anfänge dieser zentralen Werkgruppe liegen in den 1980er Jahren. Mundt nimmt damals, getrieben von einem Zweifel an der Idee des Künstlergenies (1), Marcel Duchamps Konzept des Readymades auf und denkt es radikal bis zum Ursprung industriell gefertigter Objekte am Fließband der Fabriken weiter. Die Simulation dieser seriellen Fertigung erzeugte im Verlauf große Mengen an Produktionsabfällen.
Mit der „Umformung des Zwanges,“ (2) diesen Abfall zu entsorgen, steht die künstlerische Entscheidung Mundts, ihn zu amorphen Plastiken zu komprimieren und jede Skulptur mit einer dreistelligen Seriennummer zu versehen. 1989 entsteht der Trashstone 001. Damit antwortet Mundt auf noch immer drängende Fragen der Nachhaltigkeit und thematisiert ökologische Herausforderungen.
Trashstones
Mittlerweile sind über 800 Trashstones entstanden, von kleinen modellhaften Arbeiten bis zu über einer Tonne schweren und drei Meter langen Werken. Die Formfindung unterliegt dabei teilweise dem verwendeten Ausgangsmaterial. Die Materialität und Gestaltung der Oberfläche zeigt sich vielfältig: hochpoliertes Kunstharz, monochrom oder polychrom marmoriert, Aluminium- oder Bronzeguss und bei einigen frühen Arbeiten Polyurethangummi. Zudem ist die Oberfläche vereinzelt dreidimensionaler Untergrund für feingliedrige Zeichnungen oder kräftige, die Skulptur umfließende Linien.
Fotografien
Als Erweiterung und Befragung des Konzepts der Trashstones entstehen Videoarbeiten, Zeichnungen und Fotografien, wobei letztere besonders hervortreten. Seit 2013 fotografiert Mundt einzelne Trashstones und bildet sie als Reproduktion in Originalgröße ab. Dabei werden die Fotografien digital überarbeitet, so dass die Skulptur nur als schwarze Fläche erscheint. Dem entmaterialisierten Charakter des „schwarzen Lochs“ (1) steht der verbleibende Schatten als Relikt des ursprünglichen Volumens gegenüber.
Installationen
In jüngster Zeit entstehen häufig Installationen. Ein Raum aus Industriegummi mit schwarzen Trashstones und weißen Rohlingen, der wie das Innere eines Steines wirkt (3). Große einfarbige Trashstones eingefasst in gleichfarbige Käfige, die Teil der Arbeit werden, aber eine direkte Interaktion mit dem Stein verhindern. Die Arbeit Regal III verdeutlicht durch die bildnerische Inventarisierung von drei mal drei Trashstones in einem Regal das Konzept des seriellen Produktionsprozesses (3).
Ausstellungen
Institutionen im In- und Ausland zeigten Einzelausstellungen von Wilhelm Mundt, kürzlich die Neue Galerie Gladbeck (2023) und der Skulpturenpark Waldfrieden, Wuppertal (2022), sowie das Lehmbruck Museum, Duisburg (2010), die Kunsthalle Appenzell (2007), das Von der Heydt Museum, Kunsthalle Barmen, Wuppertal (2000), das Künstlerhaus Thurn u. Taxis, Bregenz (1996), der Kunstverein für die Rheinlande und Westfalen, Düsseldorf (1993) und bereits 1988 das Wilhelm Hack Museum, Ludwigshafen und das Museum Fridericianum, Kassel.
Arbeiten von Wilhelm Mundt waren unter anderem ausgestellt in den Blickachsen 13, Bad Homburg (2023), Artzuid Sculpture Biennale, Amsterdam (2023, 2013), Musée d'Art Contemporain, Lyon (2022), Fondation Villa Datris, L’Isle-sur-la-Sorgue (2020), Palazzo Reale, Milan (2016), Lustwarande Platform for Contemporary Sculpture, Tilburg (2015), Royal Museums of Fine Arts of Belgium, Brüssel (2015), The Margulies Collection at the Warehouse, Miami (2015), Museum Kunstpalast, Düsseldorf (2014), K20 Grabbeplatz, Düsseldorf (2013), Arp Museum Bahnhof Rolandseck, Remagen (2011), Kunsthalle Kiel (2011), Kunstmuseum Bonn (2009), Kunsthalle Düsseldorf (2008), CAPC - Musée d'art contemporain, Bordeaux (2008).
Sammlungen
Wilhelm Mundt ist international in öffentlichen und privaten Sammlungen vertreten, wie dem Kunstmuseum Bonn, dem Lehmbruck Museum, Duisburg, dem Museum Kunstpalast, Düsseldorf, dem Kunstmuseum St. Gallen, der Sammlung zeitgenössischer Kunst der Bundesrepublik Deutschland, der Sammlung Landesbank Baden Württemberg, Stuttgart, der Kunstsammlung Hypovereinsbank, München, der Société Générale Collection, Paris, der Fondation Villa Datris, L’Isle-sur-la-Sorgue, der Fondazione Sandretto Re Rebaudengo, Turin/Guarene, der Fundación Ernesto Ventós, Barcelona, dem Umedalens Skulpturpark, Umeå und der Margulies Collection, Miami.
Galerien
Wilhelm Mundt wird vertreten von:
Buchmann Galerie, Berlin, DE / Lugano, CH
Schönewald, Düsseldorf, DE
Galerie MaxWeberSixFriedrich, München, DE
GSA Gallery, Stockholm, SE
Goya Contemporary, Baltimore, USA